Aktuelles aus 2024

Jagen und schützen

Für die meisten Jäger ist der erste Mai mit dem Aufgang der Bockjagd einer der Höhepunkte des Jagdjahres. Gleichzeitig bringt der Mai aber auch große Sorgen für die Betreuer von Revieren mit Grünland. Denn meist beginnt die erste Mahd der Wiesen im Mai und dauert bis in den Juni. Diese Monate sind jedoch auch die Hauptsetzzeit des Rehwildes.

Das hohe Gras verspricht den Ricken trügerische Sicherheit. Sie setzen dort gern ihre Kitze und diese zeigen in den ersten drei Lebenswochen keinerlei Fluchtreflexe. Wer noch nicht fliehen kann muss sich verstecken. Dieses angeborene Drücken der Kitze schützt vor der Entdeckung durch Beutegreifer. Aber es bedeutet den sicheren Tod, wenn der Landwirt die Wiese mit dem Kreiselmäher mäht.


Viele Verfahren werden vom Heger zum Schutz der jungen Rehe angewendet. Lautsprecher oder Düngertüten auf hohen Stangen sollen die Ricken am Abend vor der Mahd beunruhigen, damit sie die Kitze in der Nacht aus der Wiese holen. Das Absuchen der Wiesen kurz vor der Mahd mit Menschen und hochläufigen Jagdhunden dient zum Auffinden der Kitze, die dann während des Mähens in Kartons und Wäschekörben gesichert werden.

Aber nichts hat sich als so effizient erwiesen, wie die Kitzsuche mithilfe einer Drohne mit Wärmebildkamera. Nun wären wir nicht in Deutschland, wenn die Nutzung solcher Drohnen ohne erheblichen bürokratischen Aufwand möglich wäre. Deshalb gibt es nicht allzu viele Teams, die eine solche Dienstleistung – ehrenamtlich oder entgeltlich – zur Verfügung stellen. Und weil alle Wiesen in einem sehr kurzen Zeitraum gemäht werden müssen, können solche Teams nicht überall helfen.

Daher hat der Hegering Kamen/Bergkamen der Kreisjägerschaft Unna sich Ende 2022 entschlossen, eine eigene Drohne zur Kitzrettung zu beschaffen. Erfreulicherweise fand sich mit Philipp Wünnemann ein an Jahren noch junger, an landwirtschaftlicher und jagdlicher Erfahrung aber bereits reicher Waidmann, der die Organisation der drohnengestützten Kitzrettung übernahm. Der Hegering stellte eine Anschubfinanzierung zur Verfügung, Spenden wurden eingeworben, eine ehrenamtliche Mannschaft zusammengestellt und schließlich eine geeignete, gebrauchte Drohne beschafft.


In der Saison 2023 konnte es losgehen. Bald hatte das Team sich eingespielt, denn die effektive Rettung der Kitze ist hochkomplex. Die Landwirte müssen motiviert werden, ihre Mäheinsätze rechtzeitig zu melden. Die richten sich aber nicht nach dem Kalender, sondern nach dem Wetter und entsprechend kurzfristig wird geplant. Früh am Morgen, noch vor Sonnenaufgang, muss es losgehen. Denn je größer der Temperaturunterschied zwischen Kitz und Umgebung ist, umso sicherer kann die Drohne ihr Ziel erkennen. Ist ein Kitz lokalisiert, muss es von der durch den Piloten eingewiesenen Bodenmannschaft gefangen und so gesichert werden, dass es während der Mahd nicht aus seinem Gefängnis ausbrechen und wieder in die Wiese zurücklaufen kann. Und dieses Programm läuft dann an vielen Morgen in der Zeit von Mitte Mai bis Mitte Juni ab.

Froh und stolz konnte das Kitzrettungsteam danach berichten, dass vom 23.05. bis zum 17.06.23 auf ca. 75 Wiesenflächen mit einer Gesamtgröße von ca. 150 ha 44 Kitze sowie ein Entengelege und zwei Fasanenhennen mit ihren Gesperren aus den Wiesen des Hegerings gerettet werden konnten. Dabei hat das Team von etwa 5-6 Personen pro Einsatz in der Einsatzzeit von 5:00 Uhr bis 8:00 Uhr eine Gesamtflugzeit von fast 50 Stunden absolviert.


Einigen Böcken wurde auch das Leben gerettet, weil die Kitzretter nach morgendlichem Einsatz und beruflicher Tätigkeit nicht mehr die Energie zum abendlichen Ansitz aufbrachten.
Der Dank der Jägerschaft und der Landwirte, auf deren Fläche die Kitze gerettet wurden, war der schönste Lohn für Philipp und seine Truppe.


Voller Motivation geht es jetzt bald wieder los zur Kitzrettung 2024.
Waidmannsdank an Philipp und sein Team


Phillip Wünnemann aus Kamen / Bergkamen steht mit seinen Drohnen ab sofort zur Verfügung. Rufen Sie ihn an: 0173 – 277 84 16.


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